Impuls 2016-02

Forschungen zum Thema Glück: Kann man diesen Zustand trainieren?

Was ist Glück? Ist dies ein Zustand, eine Eigenschaft oder eine Fertigkeit? Kann man ‚geschickt‘ sein in der Fähigkeit, glücklich zu sein? Glück scheint die Gesundheit zu stärken und seine grundlegenden biologischen Charakteristika in unserem Gehirn und in unserem Körper zu haben. Ist unsere Fähigkeit, glücklich zu sein, damit festgelegt?

 
Dr. Davidson forscht an der Universität von Wisconsin in den Vereinigten Staaten von Amerika. Er und sein Team verkabeln mit dem EEG (Elektroencephalogramm) die Köpfe ihrer Versuchspersonen, nehmen Gehirnströme ab oder untersuchen die Verwertung von Sauerstoff (Änderungen der Durchblutung) in den Gehirnregionen mittels der so genannten funktionellen Magnetresonanztomographie.

 
Dr. Davidson ist überzeugt, dass Glück signifikant verändert werden kann: Glück als das Ergebnis verschiedener Arten systematischen Trainings: gezielte Veränderungen in Gehirn und Körper, welche das Empfinden von Glück deutlich erhöhen, sind für die Wissenschaft heute messbar. Wir verdanken dies einer Fähigkeit unseres Gehirns, die man Neuroplastizität nennt. Unser Gehirn kann sich etwa durch Meditation, Übungen in Musikalität oder Geschicklichkeit (etwa Jonglieren) oder physisches Training anpassen und verändern. Dasselbe gilt für den Austausch von Zärtlichkeit, Zuneigung und Wertschätzung, etwa durch mütterliche Fürsorge. Auch feinere, ‚virtuose Qualitäten‘ wie Mitgefühl, Empathie, liebende Güte, Klarheit des Geistes oder der Aufmerksamkeit, können durch Meditation nachweislich gestärkt werden.

 
Als Versuchspersonen standen den Forschern ‚altgediente‘ Meditierende aus Nepal und Indien (mit zumindest 10.000 Stunden, manche bis zu 50.000 Stunden von Meditationspraxis in ihrem bisherigen Leben). Unter ihnen der französische Molekularbiologe und buddhistische Mönch Dr. Matthieu Ricard. Abbilder von inneren Zuständen tiefer Entspannung und kreativer Konzentration zeigen spezifische Gehirnaktivitäten (so genannte Gamma-Signale), die normalerweise nur sehr kurz auftreten – üblicherweise kürzer als eine Sekunde. Davidsons Team konnte in seinen Untersuchungen zeigen, dass diese Aktivitäten bei den geübten Meditierenden ‚dramatisch und ausgeprägt‘ zu sehen waren. Viele Hinweise deuteten darauf hin, dass den Meditierenden speziell ihre empathischen Fähigkeiten deutlich stärker zur Verfügung standen als den Teilnehmern aus Kontrollgruppen.
“The growing body of evidence on compassion, loving kindness, attention, and other related characteristics; on mental training that could enhance them; and on the effects of such training on the brain and body, all provide a scientific underpinning for the contemplative practices of many of the great classical meditation traditions,” he said. “This development could also lead to a more widespread incorporation of these practices into society, including social institutions.” (Richard J. Davidson)

 

 

Literaturhinweise

Davidson RJ, Harrington A, eds. Visions of Compassion (2001): Western Scientists and Tibetan Buddhists Examine Human Nature. New York: Oxford University Press USA
Slagter HA, Lutz A, Greischar LL, et al. (2007): Mental training affects distribution of limited brain resources. PLoS Biology. 2007;5(6): 1228-1235
Davidson RJ (2008): Auszüge aus einer Rede vor dem‚ National Advisory Council for Complementary and Alternative Medicine – Of Meditation, Monks, and Music: Dr. Davidson Speaks on Systematic Mind-Body Training (Nationals Center for Complementary and Integrative Health – https://nccih.nih.gov/)