Krankmachende und entlastende Organisationen

Aus der Österreichischen Tageszeitung DER STANDARD:

Drei Grundtypen

Die häufigsten drei krankmachenden Organisationsformen sind erstens die Druckorganisation – sie arbeitet mit den althergebrachten Managementmethoden, die sehr gerne neue Namen annehmen, so dass dann alle glauben, etwas völlig Neues zu können und trotzdem nix verändern zu müssen. Wunderbar, Zaubern für Arme. Ruderer und Trommler werden eben bei Erschöpfung ausgetauscht. Zweitens die gehetzte Organisation – sie jagt sich und die Ihren im Spagat mit zu vielen Beinen auf einmal. Die Organisation der „Roboter“-Menschen als dritter Grundtyp der Krankmacher erachtet Mitarbeiter als straff zu steuern. Sie müssen angeleitet, angetrieben und bis in den kleinsten Winkel kontrolliert werden. Zu all diesen Modellen gibt es natürlich Mischtypen und Variationen. Allen gemeinsam ist eine besonders hohe Form der Spannung – auch Stress genannt. Innerer hoher Spannungsdruck ist also die biologische Tapferkeitsmedaille, nur wer Opfer bringt (vor allem sich selbst), ist wertvoll und richtig. Viele dieser Ansichten treiben sich unerkannt im Unbewussten viel zu vieler Gehirne herum, und wo Umlernen nie stattgefunden hat, bleibt das ebenso über Generationen hinweg.

Die Entlastungsorganisation

Die Entlastungsorganisation: Hier gibt es die Suche nach Wegen zum Wohlfühlen als Voraussetzung und Basis für Arbeit und Leistung. Es wird immer wieder in unregelmäßigen Abständen nach Wünschen gefragt, und daraus erfolgen Umsetzungen, an denen alle beteiligt sind. Erwachsene arbeiten mit Erwachsenen auf Augenhöhe zusammen, und Mitarbeiterwissen bleibt kein mit nach Hause genommenes Geheimnis. Beziehungspflege findet statt, bekommt Raum, reduziert nebeneinander und gegeneinander Arbeiten, eliminiert die Schuldigen- und Unschuldigensuche, erhöht die Motivation und den Leistungseinsatz durch Abbau der permanenten Cortisolvergiftung fast wie durch Zauberei. Natürlich bleiben die stetigen Anforderungen aus der globalisierten Wirtschaft, aber Wohlfühlen bedeutet auch, sich eine hohe Flexibilität leisten zu können, weil ausreichend Kraft und Motivation vorhanden sind, weil mögliche Probleme schon im Vorfeld definierbar sind, denn es gibt Zeit und Raum zum Vor-, Mit- und Nachdenken. Führen ist hier Anleiten und Begleiten, nicht Schubsen, Drängen oder Unterdrücken. Und diese Organisation ist nicht völlige Utopie, sie wird in Einzelbereichen bereits positiv erprobt gelebt, wobei alle Beteiligten umlernen mussten, die Arbeitenden in ihrer Sicht von Arbeit an sich, die Führungen in ihrer Sicht des Führens an sich. Das lässt sich natürlich nicht im so gerne gewählten Zweitageseminar (gehirntechnisch nicht einmal Fassadenkosmetik, denn Lernen geht anders, Umlernen noch einmal anders) erlernen, hier braucht es konkrete beständige Begleitung, Mediation, Anleitung, sanfte Überzeugung zur Sichtweisen- und Einstellungsveränderung, langsames Erlernen völlig anderer Methoden, Vertrauen, Loslassen vertrauten Unsinns, Entängstigen, Bestärken. Die Effekte sind greifbar, messbar, beobachtbar und spürbar, mit allen herkömmlichen Messmethoden. Auch ein Weg, aber was für einer. (Johann Beran, 29.5.2016)“ –

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